Das Bett im Kornfeld und die Auslandshunde (Mallorca)

Ich befinde mich ca. 1360 km von Zuhause entfernt. Genau genommen im Tierheim des Tierschutzvereines Hunde auf Mallorca. Unweit der im Südosten liegenden selbständigen Gemeinde Santanyi.

Da, wo seit vielen Jahrzehnten Touristen aus aller Welt Urlaub machen. Die Stars und Sternchen ihre eigene Finca besitzen oder ihre Yachten prachtvoll in den Häfen rund um die Insel präsentieren. Da wo man Sangria aus Eimern und Strohalmen trinkt und der König aus Mallorca mit seinem Gefolge zum Bett im Kornfeld einlädt.

Genau hier werde ich auf Recherche gehen. Ich bin wieder auf dem Weg für euch den Blick hinter den Kulissen zu wagen. Was ist dran an den vielen Beiträgen der Tierschutzvereine, der vielen Meinungen über die Haltung der Tiere im Ausland. Was ist dran an den bösen Geschichten der ausländischen Tierheime und den bösen Menschen die ihre Hunde quälen?

Urlaub gegen Hand

Eigentlich sollte es nur ein einfacher Jahresurlaub werden. Bisschen Wandern, bisschen Kultur, bisschen Entspannen. Ich stöberte durch das Internet und stießen auf die Facebookgruppe „Urlaub gegen Hand“. Kost und Logis gegen ein bisschen Mithilfe im Haus und Garten. Der Anfragetext bekam recht schnell großen Anklang. Einige sehr interessante Angebote kamen unter anderem von Dominique.

Privates Tierheim auf Mallorca sucht Mithilfe bei der täglichen Arbeit.

Ich brauchte nicht lange überlegen. Nach ein paar Informationen über Zeitraum und genauer Unterkunft ging es los.

die Hauptstadt der Insel

Angekommen am Aerporto de Mallorca in Palma am Abend des 1. Mai. Wenn man die Möglichkeit hat, sollte man sich schon mit einem Mietwagen bestücken. Die größte balearische Insel hat zwar ein recht gutes öffentlichen Nahverkehrsnetz aber leider nicht überall hin und nicht zu jeder Zeit. Besonders in den abwiegenden Ecken. Genau da, wo es mich hinschlägt. Enge, lange, verwinkelte und abgelegene Straßen. Kaum einer dieser Lossteinmauern, die meist im Rechteck ein Grundstück ummauerten, konnte von anderen unterschieden werden. Am Ende des Weges durchfahren ich ein Tor mit dem Werbebanner des Tierheimes. In großen Lettern stand Hunde aus Mallorca und daneben das Logo. Die Form einer Pfote aus dem Grundriss der Insel. Mich begrüßte das Begrüßungskomitee aus 2 Hofhunden, einem Hahn, dem Background Chor der anderen Hunde und Dominik.

Jäger hängen ihre Hunde auf

Erst neulich kam ich mit einer Kundin ins Gespräch und wir unterhielten uns über Spanien und unseren vorstehenden Urlaub auf die Balearen Insel. Das Gesprächsthema lenkte sehr schnell auf das Thema Hunde und Jäger auf Mallorca. Es fiel in wenigen Atemzügen die Behauptung „Die Jäger hängen ihre Hunde auf, die sie nicht mehr brauchen“, „Die Menschen dort hassen die Hunde und schmeißen sie weg“. Ich war etwas schockiert, welch Worte sie ausgesprochen hatte. Ich vertiefte dieses Gespräch nicht weiter.

Am Abend durchstöberte ich das Internet, um mir weitere Informationen über unser Reiseziel einzuholen. Dabei benutze ich auch die Wörter „Spanien, Mallorca, Hunde, Tiere und Flora und Fauna“. In Sekunden wurde ich erschlagen von Tierschutzvereinen, Berichten, Schreckensnachrichten über misshandelte Hunde. Die Social Media taten dann noch ihren Senf dazu. Ein neues Ziel für PerroCasa klärt auf.

Das Tierheim

Nach der herzlichen Begrüßung macht mich Dominique mit meiner neuen Umgebung vertraut. Zum Schlafen stellt er mir seinen privaten Wohnwagen zur Verfügung. Danach zeigt er mir das Grundstück. Im vorderen Bereich befinden sich 6 Zwinger/ Ausläufe in denen meist 1 – ­ 2 Hunde warten. Dominique erklärt, dass der vordere Teil eher der Quarantäne und dem Ausfuhrbereich dient. Daher die kleineren Ausläufe. Da kommt auch schon die Lua, eine weiße, taube Podenco-Ibecenca Hündin entgegen. Mit ihren tapsigen Füßen, ihrem fast unschuldigen Laus“mädel“ Gesicht und ihrem Charme hat sie schon schnell mein Herz erobert. Im etwas abgelegenem vorderen Bereich machte ich Bekanntschaft mit Odin und Freya, zwei iberische Wolfshunde.

iberische Wolfshunde

Odin und Freya, iberische Wolfshunde

Unmittelbar vor dem Hauseingang stellt man mir eine trächtige Hündin vor, bei der man täglich ihren Nachwuchs erwartet. Da es schon recht spät ist, verlege ich den Rest der Führung auf den nächsten Tag. Im Vorbeilaufen wird noch vor dem Hahn gewarnt, doch das bekam ich wohl nicht mehr ganz mit. Diese Erfahrung werde ich dann in wenigen Stunden selbst erfahren. ich belege die obere Etage vom Wohnwagen, also knapp 2.50 Meter vom Boden entfernt. In unmittelbarer Nähe, sagen wir 2 Meter, steht ein großer, dicker sehr alter Olivenbaum. Ich vernehme noch ein Rascheln in den Baumspitzen und schlafe ein. In den tiefen Träumen und Vorstellungen, wie die nächsten Tage wohl verlaufen werde versunken. Plop..plob..plob… wie mit einem Maschinengewehr platzen all die Traumblasen und jeder schöne Gedanke verschwand. Ein immer wiederkehrender ohrenbetäubender Schrei kam aus dem Baum direkt in mein Schlafgemach. Wenn man den Stadthahn aus 5 Kilometer Entfernung schon morgens schreien hört, dann könnt ihr euch sicherlich vorstellen, wie laut es ist, wenn er knapp 2 Meter von dir entfernt sein Revier ab schreit. Das waren meine ersten aber nicht letzten Momente, in dem ich als Veganer an einer leckeren „Hahn“-Suppe dachte.

Verkasperte Podencos

Noch zittrig in den Beinen wackel ich in die Küche und mache mir erst einmal Frühstück. Gegen 8 Uhr kommen Dominik und seine liebevolle Partnerin Jana. In dieser Nacht erschien nicht nur der Hahn überraschend, auch der 10-fache Nachwuchs erblickte heute Nacht das Licht der Welt. Während sich Jana um den Nachwuchs kümmert, der nicht nur aus den Neuankömmlingen besteht, sondern auch noch aus den 3 Kätzchen, die sie vor einigen Tagen in einem Mülleimer gefunden hatte und zwei weitere Hunde ohne Mutter, führt mich Dominique zu den anderen Hunden im hinteren Bereich der Anlage.

tauber Podenco mit Hahn

Ein lautes Alarm- und Freudebellen ertönt, als ich durch das Eisentor komme. Links im ersten Offenzwinger begrüßt mich Zoe und Trui, zwei unglaublich menschenbezogene und liebevollen Pastor Mallorquin. Rechts im Welpen- und Kleinhundegehege stürmen mir zwei kleine Exemplare entgegen. Nach einer ausgiebigen Kuscheleinheit folge ich Dominik zu den Podencos. Ein etwa 1200 m² großer zwei geteilter Auslauf auf dem etwa 10 Podencos und Mixe sich frei bewegen durften. Schüchterne und unsichere Exemplare und einige, die das absolute Gegenteil widerspiegeln – menschenbezogen, freudig, teils etwas aufdringlich, verkaspert, verspielt und vor allem verschmust.

Wenn man beim Saubermachen und Füttern nicht aufpasst, könnte es passieren, dass sich dein Wassernapf oder dein Spülschwamm selbständig macht und du nur noch lachen kannst, wenn einer der Hund mit vollem Mund ein paar Meter von dir entfernt steht und dich mit treulosen Blicken anschaut, aber innerlich lächelt, dir wieder eins ausgewischt zuhaben.

Neben dem Podenco Auslauf kommen mir 2 Cocker entgegen. Zumindest eine davon, die andere versteckt sich noch schüchtern hinter ihrer Mutter. Direkt gegenüber sorgt ein älterer Labrador Mix und weitere Pastor Mallorquin und andere Mixe für Trubel. Auch hier verweile ich verschmust und spielend mit den Vierbeinern. Im letzten hinterem Zwinger bleibe ich erst einen Moment stehen und beobachte den 2 Jahren jungen Monk. Eine weiße Bulldogge mit schwarzem Auge. Ähnelt schon ein wenig dem Pete aus den kleinen Strolchen. Es scheint so, als ob er dich genau scannt. Von oben bis unten. Bei ihm habe ich das Gefühl, dass in ihm noch eine Menge Hund steckt, die noch nicht so richtig heraus will. In diesem muskulösen Körper steckt eine Seele als Hund, die aber nach einer klaren Führungshand sucht.

Das ganze Arenal umfasst gute 80.000 m², bei dem nicht ganz die Hälfte bisher für das Tierheim verwendet wird. Ca. 15 große Freilaufgehege, einen Selbstverpflegungsgarten und viele Möglichkeiten für die Tiere weitere Annehmlichkeiten zu erstellen. Hier ist also noch eine viel Potenzial.

Auch Mäuse sind hier Willkommen – mehr oder weniger

Tote Ratten und Tillandsiakugeln

Auf einen so großen Hof ist eigentlich immer etwas zu tun. Von Hunde bepflegen und bespaßen über Garten- und Hausarbeit. Hier was basteln, da was reparieren. Meine Arbeit kann daher eigentlich nicht spezifisch erläutert werden. Vorrang haben jeden Tag erst einmal die Tiere. Ich säubere die Freiläufe, fütter die Hunde. Auch die Hunde, die aufgrund von Krankheiten ihr Spezialfutter benötigen. Befülle die Wassereimer und entferne Zecken und anderen Tieren, die dort herum fleuchen und kreuchen.

Olivenbäume und mehr im Selbstversorgergarten

Meine erste tote Ratte, die in einem der Wassereimer schwamm, war schon eine kleine Überwindung. Ratten wird zwar eine gewisse Intelligenz zugesprochen, aber hier versagte diese. In einen Eimer hereinspringen und dann nicht mehr herauszukommen zeigt nicht gerade von einer guten Idee. Da zeigen die Eidechsen schon mehr Grips. Sie kühlen sich an der kalten Wand im Vorratsraum ab und sonnen sich an den schon recht warmen Sonnenstrahlen auf der Mauer. Spinnen, Mäuse, Ameisen. Das Tierheim beherbergt mehr Tiere als in den Bestandsbüchern eingetragen sind.

Hund und Katze im Einklang

Nach den Tieren werden meine helfenden Hände im Hof oder im Garten benötigt. Unkraut jäten, Sprösslinge einpflanzen, Kugeln aus Tillandsia in den Baum hängen, kleine Beetzäune bauen und Flugboxen reparieren. Zwischendurch mit der kleinen tauben Lua albern und den frischen Nachwuchs neugierig beobachten. So füllt sich der Tag und mit jeder neuen Tätigkeit kommen neue Erkenntnisse dazu. Am kühleren Abend mache ich mich mit ein paar Hunden auf, die nähere Umgebung kundig zu machen. Nach wenigen Ecken kam mir schon ein etwas anderes Bild der liebevollen und fürsorglichen Pflege der Tiere entgegen.

Ich bin neugierig und folgen dem Ruf

Dass ich auf Anhieb ein Tierheim gefunden haben, welches ein großes Vorbild für manch einheimischen aber auch für sehr viele deutsche Tierheime sein kann war wohl eher Zufall, oder? Auf meinen abendlichen Spaziergang mit den Hunden laufe ich durch die nähere Umgebung. Ich folge den geteerten Weg entlang der Lossteinmauern, komme an das ein oder anderen unbebaute und teils verwilderte Grundstück vorbei und am Ende der Straße kommt mir ein lautstarkes Hundegebell entgegen. Ich bin neugierig und folge dem Ruf. Die Hunde, die ich dabei hatten, werden etwas ungehalten. Mit Zehenspitzen kann ich in eines der Grundstücke an der Straßenecke schauen. Im vorderen Bereich entdecke ich 3 ­- 5 Galgos. Sie laufen an am Boden liegenden Laufleine auf einem ca. 10 m² kleinen Gehege. Es sind 4 oder 5 offene Parzellen mit Wetterschutzbauten, in jeder ist entweder ein Hund alleine oder maximal zu zweit. Sie können sich gegenseitig sehen und auch miteinander kommunizieren. Doch ich entdecke noch etwas. Weiter hinten laufen noch weitere Hunde aber eher unkontrolliert umher. Ich biege um das Haus herum und sehe noch 2 weitere ca. 10 ­- 25 m² kleine Grundstücke. Auf denen wiederum 3­ – 5 Hunde verweilten. Ein paar Meter weiter schaut eine weiße Schnauze durch den Zaun. Ein junger weißer Galgo schnaubt neugierig durchs Gitter. Hier kommen mir einige Fragen auf. Weit und breit kein weiteres Haus zu sehen, geschweige denn ein Mensch, der kleine Galgo ist separiert und warum liefen einige frei in ihren Zwingern und andere an der Laufleine? Eine Weile beobachte ich noch, mache mir Notizen und Fotos und laufe weiter.

Jagdhunde an kurzer Laufleine

Kaum 400 Meter weiter macht mich ein kleines weißes Haus neugierig. Vor dem Haus lagen viele Knochen, womöglich von Schafen, Hasen, Hühnern und ähnlichem. Die Gedanken schweifen umher und die Blicke wurden auf die Mauer des Hauses gelenkt. Ein kurzer Schatten, ein leises Jammern. Ich wage einen Blick zwischen den Fensterschlitzen und entdecke eine weiße scheinbar junge Galgohündin. Dieser Blick traf mich sehr, sie war abgeschottet von jeglichen anderen Hunden, kein Mensch weit und breit und ihre Unterkunft war ein sehr schlichtes Verlies mit einem recht übersichtlichen Garten.

Mit den traurigen und hilflosen Gedanken laufe ich auf der Zielgeraden zu meinem Tierheim. Keine 50 Meter weiter vernehme ich ein Grunzen. Schon bald sehe ich die Sau mitten im Kaktuswald genüsslich ein Kaktusblatt futtern. Weitere Hundestimmen aus unmittelbarer Nähe. Entlang der Straße, die mich wieder heimführt, entdecke ich weitere Hunde. Ein größeres freies Grundstück mit mehreren Bäumen. An vielen der Bäume stand ein Hund. Im vorderen Bereich 4 Galgos. Wieder an einer knapp 10 – 15 Meter langen Laufleine und im hinteren Bereich zwei – drei kleinere, scheinbar terrierartige Hunde. Sie geben im Chor einen sehr verhaltenen Alarm. Ein Ton aus kurzen, lauten hohen Tönen. Kein bedrohendes Bellen. Eher ein „Hallo“ oder „da kannste bleiben aber komme bitte nicht näher“. Dieses begleitet mich nur wenige Meter. Nur soweit wie ich an ihrer Mauern laufe. Zum Schluss klettert eines der Hunde auf die kaputte Mauer an der Seite des Grundstückes, wagt noch ein Blick zu mir rüber und schickt mich mit einem letzten Laut meines Weges.

Jäger und das städtische Tierheim „CEPAD Centre De Proteccio D’animals Domestics“

Wie ich später herausgefunden habe gehören die Hunde 2 private Jäger aus der Nachbarschaft. Auch die Nachfrage nach der kleinen Galgohündin wird mir nur sehr verhalten beantwortet. Das Tierheim hatte sich diesem bereits angenommen aber aufgrund der Tatsache, dass es sich hierbei um anliegende Nachbarn handelt, die das Tierheim nur soweit dulden, wie sie sich nicht in andere Angelegenheiten mischen wird geschwiegen. Aber ich bleibe dran.

Möchtest du an dieser Stelle mehr Informationen über die Jagd mit Galgos auf Mallorca erfahren, dann schau doch mal in den Beitrag von Christiane auf Podifee´s Page. Ein sehr gut gelungener Beitrag.

Zu zweit im Zwinger

Ich habe ein privates Tierheim kennengelernt, ein paar wenige Hunde von Jägern, nun interessiert mich auch das städtische Tierheim, von dem soviel berichtet wurde. Auch von Jana und Dominik wird mir darauf aufmerksam gemacht, dass dieser Anblick dort sehr schockierend wird. Zuzüglich der vielen Berichte in den sozialen Medien. Mit einem sehr mulmigen Gefühl fahre ich zum Tierheim CEPAD Centre De Proteccio D’animals Domestics ca. 3 Kilometer der kleinen etwa 1600 Seelen Stadt Santa Eugènia entfernt, in Mitten der Insel. Von der Hauptstraße werde ich durch Hinweisschilder zu meinem Ziel geleitet. Angekommen vernehme ich eine beunruhigende Stille. Kein Hundebellen, kein bedrückendes stechendes Gefühl, welches ich von vielen anderen Tierheimen aus Deutschland kenne. 2 Minuten nach Beginn der regulären Besucherzeit befinde ich mich im Büro und werde von einer älteren Dame empfangen. Meine Spanischkenntnisse lassen noch etwas zu wünschen übrig, so einigen wir uns auf die internationale Sprache Englisch. Die Mitarbeiterin erlaubt mir selbständig durchs Tierheim zu laufen. Sollte ich Interesse oder Fragen zu einem der Hunde haben, so soll ich mir die Nummern aufschreiben, die an den Zwingern steht. Ich öffne das erste Tor, immer noch kaum ein Bellen. Die Gänge sind eng, die Mauern hoch. Ich nähere mich den ersten Gehegen, da kommt mir auch schon die ersten Insassen entgegen. Durch mein geschulten Blick mache ich mir sehr schnell einen ersten Eindruck vom Zustand der Hunde und deren Behausung.

Betonböden, Stahlgitter, weiße Lehmwände

In kaum 10 m² kleinen Gehege, umgeben von Betonböden, Stahlgitter und weißen Lehmwänden teilen sich die 2 ­- 3 Insassen die Unterkunft.

Zwingerhaltung im Tierheim

Besonderheiten: automatische Tränke, die durch ein langes Leitungssystem am Haupthahn angeschlossen sind und große Futtersysteme. Es scheint so, als ob hier für die ganze Woche Futter eingeführt wurde und die Hunde sich selbständig bedienen konnten. Womöglich durch ein von außen verschiebbares Türchen, sodass nicht der ganze Vorrat auf einmal entleert werden kann.

Eine Abflussrinne führt im hinteren Bereich über die ganze Zwingeranlage. So, dass der Unrat der Behausungen schnell und unkompliziert beseitigt werden kann. In einigen Zwinger liegen Schlafmöglichkeiten aus Stoff oder Plastikwannen, teils sehr zerfressen und angenagt. An den Wänden sehe ich in einigen Zwingern Kratz- und Bissspuren. Im Großen und Ganzen sind die einzelnen Unterkünfte sehr sauber gehalten. Auch wenn es den Eindruck macht, dass diese nur wegen den Besucherzeiten so penibel gereinigt wurden.

Die Hunde scheinen auf den ersten Blick einen sehr ruhigen Eindruck zu hinterlassen. Es gibt 2 -­ 3 Hunde, die am Gitter laut hell bellend und unkoordiniert umherspringen. Ein paar wenige kommen direkt ans Tor und wollen mit lieben aber traurigen Blicken den ersten Kontakt zu mir aufbauen, anderen wiederum sieht man die Unsicherheit in ihren Augen an. Sie verkriechen sich in die Ecke der Zwinger. Hier bekommt man schnell den Eindruck, dass das Tierheim hier in der Tat für das Publikum Schein vor Sein vorgaukeln will. Aber das sind nur Vermutungen.

Ich bin neugierig und schreibe mir ein paar Nummern auf, von den Hunden, von denen ich weitere Informationen erhalten möchte. Nach meiner Tour und weiteren knapp 50 herrenlose Hunde und Katzen wage ich noch einen kurzen Blick zwischen eines der geschlossenen Türen. Einige Ziegen und Schafe weiden auf . . . mhmm naja, eigentlich geht es ihnen wie ihre Mitgefangenen in den engen Nachbarzwingern.

die unbenutzte Auslauffläche

Auf dem Weg zurück ins Büro komme ich noch an einer kleinen eingezäunten Grünfläche. Doch das Gras wuchs bereits so hoch, dass hier schon seit einiger Zeit kein Tier mehr frei herumgelaufen sein kann. Auch Fußspuren weder von Menschen noch von Hunden kann ich hier nicht finden. Eine tolle Auslauffläche, die für einen angenehmen Freigang sicherlich für viele Hunde ein tolles abwechslungsreiches Erlebnis wäre. Leider ungenutzt.

Die Informationen, die ich im Büro einholen wollte, bleiben ungenügend beantwortet, statt dessen hätten sie den Hund meiner Wahl ohne nähere Informationen bei mir seinem Schicksal überlassen.

Maden und Grabräuber

Diese Tag ist zu Ende und ich mache mich auf den Rückweg. Ich verlasse die Nebenstraße und biege auf die Hauptstraße ab. Nach ein einigen Kilometer verlasse ich auch die Hauptstraße. Mein kurzfristig geändertes Ziel verdanke ich mein weiteres Hobby, das Geocachen. Knapp 50 Meter von dem Dosenversteck parke ich. Bereits kurz nachdem ich die Autotür geöffnet habe kommt mir ein übel riechender Geruch entgegen. Auf dem Feldweg, die mit Bäumen umgeben ist lagen Plastiktüten, Müllberge und viele Tüten von Hundefutter frei verteil herum. Der Geruch wurde intensiver und ich müsste mir teils die Nase zuhalten. Ein sehr derber Verwesungsgeruch, leicht süß-säuerlich steht in der Luft und da sahen ich ihn. Ein etwa 1,50m breiten Teppich aus Fell, die Maden und Grabjäger sind noch intensiv dabei ihre Beute zu zerlegen. Mit vorsichtigen Schritten komme ich der Leiche entgegen. Mir kommen grauenhafte Ahnungen durch den Kopf, die mich zögerlich werden lassen. Der Gestank war unerträglich. Meine Nase mit einem Taschentuch bedeckt und kurz vor erbrechen erblickte ich diesen grausamen Fund. Ein sehr großer Hund, scheinbar einer der Herdenschutzhunde, die es auf der Insel zu Hauf gibt liegt zwischen zwei Bäumen. Was könnte hier passiert sein? Ein Autounfall schließe ich aus, da die vielen Futtertüten und einen plattgedrückten Platz, unmittelbar des toten Hundes, der wie eine Futterstelle, etwas anderes anzeigen.

Ich überlege kurz, ob ich zurück zum Tierheim fahre und sie darauf aufmerksam machen oder zum Tierheim weiter fahre und Jana davon erzählen. Ich entscheide mich für das Letztere. Jana beherrscht die spanische Sprache besser als ich, sollte es zu Erklärungen kommen, kann sie da bessere Verhandlungsgespräche führen.

Inca und das Suppenhuhn

Wer sich in ferne Länder begibt, sollte sich unbedingt auch mal in die kulturellen Tiefen des Landes begeben. Ich liebe die traditionellen Märkte, so nehme ich mir an diesem Tag vor die 25.000 Seelenstadt Inca, in Mitten der Insel zu besuchen. Jeden Donnerstag verkaufen von der Placa José Antoni bis zur Carrer Bisbe Llompart einheimischen Bauern und afrikanische Händler neben heimischen Produkten wie Wein, Obst, Gemüse und Kunsthandwerk auch elektronische Importware und Textilien. Nicht ganz vom Thema abgeneigt, reizt mich auch dieser Markt, denn hier wurden vor Jahren auch lebendige Tiere zum Kauf angeboten. Ich hörte von Rindern, Schafen, Ziegen, Pferde, wie auch Kaninchen, Hühner und auch Hunde. Ich will sehen, ob sich in den letzten Jahren hier etwas getan hat.

noch recht übersichtlich der Markt

Das Glück liegt mir holt. Nach einer knapp 60 Minütigen Autofahrt habe ich ein Parkplatz direkt am Markt ergattern können. Schon, nachdem ich die Türe öffnete, kam mir hunderte verschiedenen Düfte, viele hunderte verschiedenen Stimmen und aus der Ferne Musik entgegen. Auf dem Markt angekommen folgte ich der Menge, die sich zwischen den Marktständen drängten. Das Obst und Gemüse der Region begrüßte mich auf den ersten Metern, danach folgt die bunte Vielfalt von regionalen und überregionalen Genüsslichkeiten, wie Wein, Süßigkeiten, Schlemmereien, Kuchen, Brot und alles was das Herz begehrt. Die Musik wird lauter und die Besucher schunkelten freudig mit. Ich entdecke eine Musikband, eine Sängerin, die von ihren 3 musizierenden Jungs begleitet wird. Ich laufe weiter zwischen mallorqinischen Handwerk und Modeaccessoire, besonders in Inca ist die Kunst der Lederverarbeitung sehr verbreitet. Der Markt ragt über die ganze Innenstadt. Von traditionellen Angeboten bis hin zu Neuware aus fernen Ländern ist hier alles vertreten. Doch was ich hier vergeblich aber beruhigend suche, sind die Angebote an lebendigen Tieren.

der Brunnen der Stadt

Nach vielen interessanten und erlebnisreichen Momenten mache ich mich auf dem Weg zurück zum Auto, glücklich darüber, das sich hier in der Tat etwas geändert hat.

Ich gönne mir noch ein Trdelnik (traditionelles slowakisches Gebäck) und setzte mich zum Abschied an den Marktbrunnen. Genießen die Sonne und . . . da stand er. Knapp 20 kleine Käfige, übereinander gestapelt direkt hinter einem weißem geschlossenem Transporter. Die Neugier bringt mich näher zum Geschehen und wir erschrecken. Hasen, Kaninchen, dicke Suppenhühner, Gänse und deren Nachwuchs eingepfercht, teils zu fünft in einem 60 * 60 cm kleinen Käfig. Ich beobachte auch Menschenkinder, die davor teils amüsiert, teils traurig davor stehen. Hier kann ich einen Unterschied zwischen touristische und einheimische Kindern feststellen vor allem die Reaktion der Eltern, die dahinter stehen. Es scheint, dass hier das Gefühl für andere Lebewesen über Generation weiter getragen wird. Während die touristischen Kinder mit ihren Eltern traurig bedrückt und verschämt den Inhalt der Käfige betrachten, machen sich die einheimischen kaum Gedanken um diese Tiere. Ich beobachte von weitem noch eine ganze Weile konnte aber keine Übergabe der Tiere an Kunden entdecken. Vielleicht ist die Moral in den Köpfen der Menschen schon soweit hervor gedrungen. An diesem Tag passieren keine außergewöhnlichen Vorkommnisse mehr. Der Verkäufer packt seine Käfige in seinen Transporter und verschwindet.

Meine letzten Tage beginnen.

Am Vormittag verrichtete ich meine Arbeit bei den Hunden, nachmittags machte ich mich auf, die Insel näher kennen zu lernen.

Zwischendurch hatten ich das große Glück vierbeininge Neuankömmlinge kennen zu lernen. Sie wurden unter anderem von einem der ansässigen Jäger vorbei gebracht. Die Hunde waren scheinbar krank und zur Jagd nicht mehr tauglich. Sie sollten ein neues Leben genießen dürfen. Es waren keine scheuen Tiere, sie kannten Menschen dennoch waren sie sehr dünn, konnten kaum laufen, hatten kaum Muskeln um ihre Knochen und hatten einen sehr trüben Blick. Ein gebrochener Blick, eine innere Unzufriedenheit, welches ich vorher noch nie in dieser Art und Weise sehen konnte. Auch der erste Spaziergang mit mir war sehr schwerfällig. Durch ihren Muskelschwund hatten sie Probleme ihr Gleichgewicht zuhalten und koordiniertes Laufen fiel ihnen ebenso nicht leicht.

Abschied

Es ist wichtig, nach so vielen Erfahrungen auch mal abschalten zu müssen. Dies tat ich, in dem ich mir die Zeit nahm, tief ins Innere des Landes zu fahren. Mir die Gegend genauer anzusehen. Ausschau nach weiteren Informationen für euch zu suchen. Die blutrünstigen Eingeborenen zu finden, die laut den vielen Schreckensberichten ihre Hunde dermaßen quälen. Doch dieser Anblick blieb mir erspart. Ich genoß die vielfältige Landschaft, das türkise Wasser und die warme Frühsommerprise. Das nicht, weil ich die Augen geschlossen hielt, sondern weil ich nach vielen Stunden Autofahrt, vielen Zwischenstopps in den kleineren Dörfern keines dieser Geschichten in der Realität finden konnte.

Der Abschied ist nun in greifbarer Nähe, wehmütig packe ich meinen Koffer, mache noch einen Abschiedsrundgang über das Tierheim, knuddeln noch das ein oder andere Tier und sage „Leb wohl“ für diese unbeschreiblich wertvolle Zeit.

 

Abschiedsgruß aus der Podencoecke

Fazit meiner Reise

Ich habe hier auf der Insel ein privates Tierheim gefunden, was in meinen Augen nicht besser laufen kann. Hier werden die Hunde in Gruppenhaltung in ausreichend viel Platz und sehr Menschen gebunden gehalten. Das Tierheim „Hunde auf Mallorca“ nimmt seine Arbeit sehr ernst, dies spürt man ganz besonders an der Ruhe und Gelassenheit der Tiere und die feinfühlige Art von Dominik und Jana. Es gibt auf der Insel viel Jäger, die sich Jagdhunde (Podencos/ Galgos) halten. Für Deutsche Verhältnisse sehr tierschutzrelevant für die Verhältnisse in diesem Land noch akzeptabel. Die Hunde können ihrer Art gerecht werden und sich arttypisch verhalten. Sie gehen auf Jagd, sie tun genau das, wozu sie gezüchtet wurden. Auch, wenn die Zeit zwischen den Jagdzeiten nicht die rosigsten sind. Sie werden soweit es möglich ist gepflegt und akzeptabel gehalten. Sollte es aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich sein, sie zur Jagd zu gebrauchen, gibt es Jäger, die dennoch ein schönes Leben für sie wünschen und ihnen die Möglichkeit geben weiter zu leben. Auch wenn die Tiere im städtische Tierheim alles andere als artgerecht und tiergerecht gehalten werden, sie haben Nahrung, sie gaben artgerechten Sozialkontakt, sie werden gepflegt. Nicht jedes Tierheim ist gleich, während meiner Reise habe ich auch nur ein einziges städtisches Tierheim besichtigen können. Was ich aber sagen kann Auf meine 11 tägigen Reise konnte ich kein Leid, kein Hass gegenüber den Tieren finden. Keine brutale Handlung, keine widerliche Genugtuung. Sie leben in einem ganz anderen sozialen und wirtschaftlichen Background als wir Deutschen, haben andere Sitten und ein anderes Verständnis für Moral. Sie haben es nicht verdient, dass man mit erhobenen Zeigefinger auf sie zeigt, nicht von einem Land, welches selbst so viele Probleme hat artgerecht, moralisch, und tierschutzkonfirm mit seinen Mitlebewesen umzugehen. In vielen deutschen Tierheimen sitzen lebenslange Gefangene, die aufgrund von Unverträglichkeit gegenüber Artgenossen, organisatorische Unzumutbarkeit der Tierheimleitung, der Unwissenheit der Tierheimmitarbeiter und den vielen anderen unerklärlichen Gründen ein Leben in ewiger Einsamkeit führen müssen. Den vielen Millionen Tieren, die sterben müssen, nur damit das panierte Schnitzel auf dem Tisch liegt. Es werden willkürliche Gesetze gemacht, die einem guten Trainer von einem schlechten unterscheiden sollen, aber es werden keine Gesetze darüber gemacht, wie wir das Leid in den deutschen Tierheimen unterbinden können. Ein Weg könnte es sein, keine ausländischen Tiere mehr zu importieren, keine neuen Gefangenen zu machen. Wir müssen zuerst auf unsere Schuhe achten, bevor wir die der anderen putzen. Ausländischer Tierschutz bedeutet nicht zu diskriminieren, zu Verurteilen, zu bestrafen, sondern es bedeutet erst einmal lernen zu verstehen, dann dort zu helfen, wo Hilfe gebraucht wird. Sensible Aufklärung in den Ländern. Nicht jedem sein Hab und Gut zu nehmen, sondern demjenigen helfen mit seinem Hab und Gut wirtschaftlicher und artgerechter umzugehen.

Auf weitere tolle Abenteuer

Euer PerroCasa Team